Wenn Weihnachten auf der Zunge zergeht:
Lebkuchen-Mousse mit Glühweinsoße

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Wahnsinn, wie schnell dieses Jahr vorbei gegangen ist. Geht euch das auch so? Irgendwie kommt es mir vor, als hätte ich die Kiste mit der Weihnachtsdeko gerade erst im Keller verstaut und schon kann ich sie wieder herausholen. Ein wenig Vorweihnachtshektik kommt auch schon wieder auf; die Liste mit Dingen, die noch zu erledigen sind, wird immer länger statt kürzer. Und dabei sind es jetzt gerade noch zweieinhalb Wochen bis Heiligabend.

Aber bevor es soweit ist, kommt erst einmal ein bisschen Advent. Den Kranz hatte ich am Abend des 1. Advent gerade noch fertig bekommen, einen Kalender hab‘ ich nicht. Naja, nicht direkt jedenfalls. Dafür, dass ich täglich doch ein Türchen öffnen darf, sorgt Zorra auf ihrem Blog „Kochtopf“, auf dem auch in diesem Jahr wieder der quasi schon traditionelle und originale „Kulinarische Adventskalender“ stattfindet.

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Gulaschgeschichten

Den ersten „Kulinarischen Adventskalender“ habe ich im Jahr 2005 gesichtet (man korrigiere mich, wenn ich falsch liege). Also ist dies nun schon das 14. Mal, dass sich 24 Food BloggerInnen zusammenfinden und die Türchen mit weihnachtlichen Rezepten füllen. Macht stattliche 336 Köstlichkeiten für die Vorweihnachtszeit – wenn sich da nicht für jeden Geschmack etwas findet, weiß ich auch nicht. Und – Achtung, Trommelwirbel:  in diesem Jahr darf ich mit dabei sein und hoffe, dass meine Premiere bei allen gut ankommt.

Zu Adventskalendern hatte ich wohl schon in frühester Kindheit ein besonderes Verhältnis – zumindest, wenn man der Geschichte glaubt, die meine Oma immer so gerne in der Vorweihnachtszeit erzählt hat. Ihr kennt ja diese „Familien-Legenden“, die bei uns „Gulaschgeschichten“ genannt werden. Jedesmal ein wenig anders und aufgewärmt am besten …

Dazu muss man wissen, dass meine Großeltern bei uns im Ort einen kleinen Tante-Emma-Laden hatten. Ein richtig knuffiges Lädchen, in dem es auf den wenigen Quadratmetern so ziemlich alles gab, was man für das tägliche Leben benötigt. Obst, Gemüse, Tütensuppen, Getränke, Backzutaten, frische Eier vom Bauernhof, Kaffee, Strumpfhosen, Nähzeug, eine kleine Tiefkühlabteilung, eine Ecke mit Süßigkeiten (ich sag‘ nur Brausestängchen!!).

So gegen Ende Oktober wurden natürlich die Weihnachtsartikel besorgt und eingelagert, damit sie Anfang November – und nicht wie heute Anfang September – in den Verkauf kommen konnten. Im Alter von vier oder fünf Jahren muss ich dann wohl spitz gekriegt haben, dass oben im großen, kühlen Lagerraum mehrere Kisten mit Adventskalendern schlummerten. Völlig ungesichert vor dem Zugriff schoko-hungriger Kleinkinder, muss man dazu sagen. Also keine mehrere Meter dicke Stahltür oder ähnliches davor.

Deshalb bin ich im Prinzip nur indirekt daran schuld, dass gegen Mitte Dezember immer mehr Kunden in den Laden schneiten und sich beschwerten, dass in ihrem Adventskalender Schokolade fehlen würde. Immer nur ein-zwei Stück je Kalender, damit’s nicht so auffällt. Muss wohl irgendwie eine Fehlproduktion gewesen sein in dem Jahr …

Lieblingsweihnachtsnachtisch

Aber zurück in die Gegenwart, denn hinter dem heutigen, siebten Türchen des „Kulinarischen Adventskalender“ soll sich ja auch ein Rezept verstecken. Für die Premiere herausgepickt hab‘ ich einen Nachtisch, der bei uns traditionell am 1. Weihnachtsfeiertag auf den Tisch kommt. Die Herd(s)Kasper-Erzeugerin predigt zwar schon seit Jahren, dass man ja mal etwas anderes machen könnte, wird vom Klan aber regelmäßig überstimmt.

Also wird’s auch in diesem Jahr hoffentlich wieder luftiges Lebkuchen-Mousse und Glühweinsoße geben. Ich hatte das in diesem Jahr zwar schon zwei Mal (weil die Fotos beim ersten Mal nicht so doll geworden sind), aber ehrlich: ich kann davon garnicht genug bekommen. Die Kombination aus süßer Mousse, würziger Soße und säuerlichen Orangenfilets ist einfach unschlagbar; ich könnte mich jedes Mal reinlegen.

Das Rezept für den Glühwein hab‘ ich schon am letzten Wochenende geliefert; ihr könnt aber auch fertigen Glühwein nehmen, wenn’s euch zu viel Arbeit macht; schließlich braucht man nur knapp 150 ml. Obwohl man natürlich den restlichen Glühwein am Abend wunderbar heiß machen und ganz genüsslich schlabbern kann.

Tipps und Tricks

Wichtig sind bei der ganzen Sache eigentlich nur zwei Dinge: Zum einen verwende ich in meiner Küche keine Gelatine – wer will schon Tierknochen und -haare im Essen. Statt dessen kommt in diesem Fall Agartine zum Einsatz. Achtung – kein Agar-Agar (!!); damit würde das Mousse zu fest. Mehr dazu im Rezepthinweis

Zweitens sollte das Mousse mindestens acht Stunden in den Kühlschrank; noch besser, ihr bereitet es einen Tag vorher zu und lasst es über Nacht fest werden. Theoretisch könnt ihr auch die Soße vorbereiten; dann müsst ihr sie aber vorher nochmal erwärmen und ggf. ein wenig mit Orangensaft und/oder Glühwein (wenn übrig) strecken.


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Lebkuchen-Mousse mit Glühweinsoße

Portionen: 4 Personen

Zutaten

Für die Lebkuchen-Mousse

  • 50 g Zartbitter-Schokolade
  • 50 g weiße Schokolade
  • 1 TL Lebkuchengewürz
  • 200 ml Schlagsahne
  • 3 TL Agartine (siehe Rezepthinweis)
  • 1 TL Sahnefestiger
  • 2 Eiweiß
  • 30 g Puderzucker, gesiebt
  • 1 Spritzer Zitronensaft

Für die Glühweinsoße

  • 2 Bio-Orangen
  • 100 + 30 ml Glühwein
  • 2 TL Speisestärke
  • 1 EL Vanille-Extrakt
  • 20 g Zucker, braun

Deko

  • 2 Bio-Orangen
  • 20 g Pistazienkerne

Anleitungen

Lebkuchen-Mousse

  • Vorbereitung: 20 Minuten Wartezeit: mindestens 8 Stunden, besser über Nacht
  • Die beiden Schokoladensorten fein hacken und im Wasserbad schmelzen. Lebkuchengewürz und 10 ml Sahne in die Schokolade einrühren; beiseite stellen.
  • 100 ml Schlagsahne mit einem TL Sahnefestiger steif schlagen; bis zur Verwendung kalt stellen. Die Eiweiße mit einem Spritzer Zitronensaft steif schlagen, dabei nach und nach den gesiebten Puderzucker einrieseln lassen. Bis zur Verwendung kalt stellen.
  • 100 ml Sahne und 3 TL Agartine in einen Kochtopf geben und unter Rühren zum Kochen bringen. Hitze reduzieren und die Sahne unter Rühren zwei Minuten köcheln lassen, bis sie merklich eindickt. Sahne vom Herd nehmen und ein wenig abkühlen lassen.
  • Die flüssige Schokolade in eine Schüssel geben; die abgekühlte Agartine-Sahne unterrühren, bis ihr eine gleichmäßige Creme habt. Die steif geschlagene Sahne darauf geben und unterheben. Zum Schluss das steif geschlagene Eiweiß auf die Schokomasse geben und vorsichtig unterziehen.
  • Die Mousse abdecken und mindestens 8 Stunden, besser noch über Nacht im Kühlschrank fest werden lassen.

Die Glühweinsoße

  • Vorbereitung: 20 Minuten Kochzeit: 7 Minuten
  • Die Bio-Orangen halbieren und auspressen; ihr solltet ca. 60-80 ml Orangensaft erhalten. 30 ml Glühwein und die Speisestärke in einem Schälchen klümpchenfrei verquirlen.
  • Den Zucker in einen kleinen Kochtopf oder eine Kasserolle geben und auf höchster Stufe erhitzen. Wichtig: während dessen nicht rühren (!); höchstens den Topf ein wenig schwenken, damit sich der Zucker gleichmäßig verteilt. Den Zucker kurz köcheln lassen und dann mit 100 ml Glühwein ablöschen. Vorsicht, das kann spritzen! Den Glühwein etwas köcheln lassen, bis sich der Zucker aufgelöst hat. Auch hier kann der Topf ein wenig geschwenkt werden, es darf aber (noch) nicht gerührt werden!
  • Wenn der Zucker gelöst ist, die Hitze etwas reduzieren, 60-80 ml Orangensaft angießen und unterrühren (jetzt dürft ihr). Die Speisestärkemischung unterrühren und alles zwei bis drei Minuten köcheln lassen, bis die Soße etwas andickt. Vanille-Extrakt unterrühren, den Topf vom Herd nehmen und die Soße abkühlen lassen.
  • Wichtig: Die Soße wird während des Abkühlens noch etwas fester. Sollte sie zu fest werden, oder wenn ihr sie einen Tag früher vorbereiten wollt, könnt ihr sie leicht erwärmen und mit ein wenig Glühwein und/oder Orangensaft wieder verflüssigen.

Fertigstellen

  • Zwei Bio-Orangen schälen und filetieren. Die Pistazienkerne in einem kleinen Pfännchen ohne Fett anrösten und im Mörser zerkleinern.
  • Die Hälfte der Orangenfilets auf vier Dessertschalen (o.ä.) verteilen, das Mousse darauf geben. Etwas Soße über die Mousse gießen. Mousse mit den Pistazienkernen und den restlichen Orangenfilets garnieren.

Notizen

Agartine ist die abgeschwächte Version von Agar-Agar; es enthält nur 20-25% des pflanzlichen Geliermittels. Meiner Erfahrung nach werden Gerichte damit wesentlich cremiger als mit reinem Agar-Agar, weshalb ich Agartine gerne für Mousse oder auch Cheesecake verwende.
Solltet ihr Gelatine verwenden wollen, benötigt ihr zwei Blatt weiße Gelatine, die ihr in kaltem Wasser einweicht und dann anstelle des Agartine in der Sahne aufkocht.

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  1. Hmmm Lebkuchenmus, wie gut! Wenn das mal nicht nach dem perfekten Weihnachtsdessert klingt. Liebe Grüße, Anna

    1. Hallo Anna!

      Es ist tatsächlich der Inbegriff von Weihnachten; zumindest, was unsere Familie angeht. Ohne das Mousse ist Weihnachten einfach nicht komplett. ;-)

      Ich wünsche dir schöne Feiertage!
      Petra

  2. Wow so ein leckeres Rezept das kommt gleich mal auf meine Liste…Ja ja und diese Adventskalender da waren dann wohl die kleinen Weihnachtsmäuse dran das ist ja auch eine große Verführung für so kleine Mäuse. Schlau sind sie ja auch noch ganz vorsichtig immer nur ein oder zwei Stückchen Schokolade zu naschen ;-)
    Ich wünsche Dir noch eine schöne Adventszeit

    Liebe Grüsse
    Britta

    1. Hallo Britta!

      Freut mich, dass dir das Rezept gefällt. Solltest du es nachmachen, freue ich mich über Feedback, wie es geworden ist!
      Ja, Weihnachtsmaus könnte man das auch nennen – mit verschmierter Schokoschnute wahrscheinlich. ;-)

      Ich wünsch‘ dir eine schöne Vorweihnachtszeit!
      Petra

  3. Ich habe dein Dessert ja schon bei Insta bewundert. Das ist ja genau mein Ding :-) ! Sehr schöne Bilder übrigens! Was für eine entzückende „Gulaschgeschichte“, den Begriff kannte ich noch gar nicht. Ganz ehrlich, wer wäre da als Kind nicht in Versuchung geraten ;-) ?
    Ich wünsche dir noch eine schöne, nicht allzu hektische Adventszeit
    Liebe Grüße
    Tina

    1. Hallo Tina,

      Danke für das Lob – für den „Kulinarischen Adventskalender“ wollte ich mir halt extra viel Mühe geben. Das hat zwar dazu geführt, dass ich die Fotos zweimal machen musste, aber der positive Nebeneffekt war, dass ich auch das Dessert doppelt genießen konnte. ;-)
      Und das mit der Versuchung sehe ich genauso – eigentlich sind die Erwachsenen schuld, die die Schokolade nicht ordnungsgemäß wegsterben, oder? ;-)

      Dir auch noch eine schöne Vorweihnachtszeit!
      Petra

  4. Hübsche Geschichte – mein Sohn hatte zwei Jahre nacheinander keine „24“ in seinem Kalender, dafür seine Schwester ein schlechtes Gewissen ;-)

    1. Hallo Gabi,

      Ich glaube, ein schlechtes Gewissen hatte ich damm auch, als meine Oma mich herbei zitiert hat. Aber die 24 ist schon gemein, da ist doch das größte Stückchen drin. ;-)

      Ich wünsche dir noch eine schöne Adventszeit!
      Petra

  5. Das klingt nach einem wunderbar weihnachtlichen Genuss! Davon hätte ich gern ein Schälchen (oder zwei).
    Herzlichst, Conny

    1. Hallo Conny,

      Ich würde ja glatt etwas rüberschicken – wenn noch etwas übrig wäre. Tatsächlich haben die Nachbarin und ich alles alleine gefuttert. Da ich die Fotos zweimal machen musste, waren das vier Portionen für jeden. Und was soll ich sagen – ich könnte schon wieder … ;-)

      Herd(s)liche Grüße,
      Petra

  6. Oh, der Tante-Emma-Laden wäre auch mein Paradies gewesen und das mit den Schokolädchen hätte auch ich sein können. ;-) Hast du für die Mousse die Schokolade aus den Kalendern verwendet. ;-) Danke für das schöne Türchen und weiterhin viel Spass beim Öffnen derselben.

    1. Hi Zorra,

      Ja, es war wirklich eine tolle Zeit im Laden. Ich vermisse ihn heute noch und werde ganz sentimental, wenn ich daran vorbei komme.
      Ich glaube, an die Mousse hab‘ ich damals noch nicht gedacht; jedenfalls hab‘ ich frische Schoki gekauft. ;-)

      Dir auch noch eine schöne Adventszeit; den Kalender werde ich selbstverständlich im Auge behalteń!
      Herd(s)lichen Dank, dass du ihn organisierst – wirklich eine tolle Sache!

      Viele Grüße,
      Petra

  7. Du warst ja ein äußerst schlaues Kind, immer nur ein oder zwei Schokostückchen zu klauen…
    Deine Creme sieht gut aus, ich arbeite auch lieber mit vegetarischen Geliermitteln, danke für den Tipp mit Agartine, das muss ich auf jeden Fall auch probieren.

    1. Hallo Jenny!

      Ja, irgendwo war trotz Schokohunger doch noch ein Rest Vorsicht geblieben. :-)
      Ich bin beim zwar ziemlich flexibel – aber Tierhaare und -Knochen mag ich dann doch nicht in meinem Essen haben. Bei der Vorstellung gruselt es mich einfach. Agar ist da eine super Alternative und einfach zu handhaben. Und mit Agartine bleibt es irgendwie cremiger; probier‘s mal aus!

      Weiterhin eine schöne Vorweihnachtszeit,
      Petra

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