Hinter Gittern: Fruchtiger Aprikosenfladen

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Kindheitserinnerung

Aprikosenfladen gehört, zusammen mit Belgischem Reisfladen, von Kindheitsbeinen an zu meinen absoluten Lieblingskuchen. Normalerweise gab es beides immer nur, wenn wir die Verwandtschaft in Aachen besucht haben; es war also wirklich etwas Besonderes und ich hab‘ mich jedesmal schon Wochen im Voraus darauf gefreut. Natürlich auf Kuchen und Verwandtschaft.

Nachdem ich nun schon hinter das Geheimnis des Belgischer Reisfladens gekommen bin, war es nur eine Frage der Zeit, bis auch der Aprikosenfladen seinen Einzug in die Herd(s)kasperliche Rezeptsammlung finden würde.

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Natürlich gibt’s auch hierfür wieder zahlreiche, teilweise sehr unterschiedliche Rezepte im Netz, weshalb ich mir meines aus mehreren davon zusammengebastelt habe. Der Hefeteig an sich ist Standard; allerdings habe ich ihm, wie beim Reisfladen auch, eine halbe Stunde in der Gefriertruhe gegönnt, damit er beim Backen nicht so stark hochgeht.

Das Wichtigste ist natürlich die Füllung, die in diesem Fall aus einer Art Aprikosenkompott besteht. Das ist schnell hergestellt: die Aprikosen (frisch oder aus der Dose) bekommen ein Bad in Aprikosensaft und etwas Speisestärke, werden kurz etwas weichgekocht – fertig. Wer möchte, der kann das Kompott noch aromatisieren, zum Beispiel mit Vanille oder einem Hauch Kardamom. Bei letzterem muss man wirklich vorsichtig sein – ich hatte es beim ersten Versuch ein wenig übertrieben. Und je länger der Fladen zieht, desto intensiver wird das Gewürzaroma.

Wer übrigens nicht extra Aprikosensaft zum Einkochen des Kompott kaufen möchte, der kann auch den Saft nehmen, in dem die Früchte eingelegt sind. Da das aber meistens pures Zuckerwasser ist, verzichte ich gerne darauf. Außerdem wird die Füllung mit Saft noch aromatischer.

Hinter Gittern

Der schwierigste Teil an diesem ansonsten schlichten Kuchen war das Gitternetz – zumindest für mich. Natürlich kann man das Gitter von Hand „schnitzen“; ich hab‘ mir dafür extra eine spezielle Rolle gekauft, mit welcher das Muster ganz einfach in den Teig gestanzt wird. Dann nur noch leicht auseinander ziehen und über die Füllung legen. Soweit zumindest die Theorie.

In der Praxis hat sich das Ganze etwas schwieriger gestaltet. Zuerst ließen sich die Rillen nicht richtig in den Teig stanzen; d.h. sie sind nicht richtig aufgegangen. Das Problem hat sich relativ schnell dadurch gelöst, dass ich den Teig vor dem Stanzen ganz dünn mit Mehl bestäubt habe, wodurch sich der Teig besser getrennt hat.

Nun hieß es, das Gitter über den Kuchen ziehen. Zweimal ist es mir auseinander gerissen – da hatte ich den Teig wohl zu dünn ausgerollt. Beim dritten, bzw. vierten Anlauf hat’s dann zu 90% geklappt; ein paar unschöne Stellen gab’s noch. Aber so ein Hefeteig lässt sich nicht endlos kneten und außerdem klebte ja schon Füllung am Gitter. Insofern hab‘ ich es dann gelassen, wie es ist und werde bei nächster Gelegenheit ein paar Übungseinheiten einlegen.

Geschmeckt hat der Aprikosenfladen schon bei diesem ersten Anlauf (fast) wie vom Aachener Bäcker und ich bin ziemlich glücklich, dass ich eine weitere Kindheitserinnerung nach Hause und in die heimische Backstube geholt habe! Und noch ein kleiner Tipp am Rande: Wer die Zeit dafür hat, der bereitet den Aprikosenfladen einen Tag vor dem Verzehr zu und lagert ihn über Nacht kühl und abgedeckt. Denn dann kann das Aroma so richtig schön in den Hefeteig ziehen.


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Aprikosenfladen

Fruchtiges Aprikosenkompott, versteckt unter einem Hefeteig-Gitter.
Portionen 12 Stücke
Vorbereitungszeit 25 Minuten
Zubereitungszeit 30 Minuten
Gesamtzeit 56 Minuten

Kochutensilien

  • Tortenform 32 cm Durchmesser
  • Gitterstanze- oder Rolle für den Kuchendeckel

Zutaten

Der Hefeteig

  • 150 ml Milch (lauwarm)
  • 15 g Hefe, frisch
  • 1 TL Zucker, weiß
  • 1 EL Mehl, Typ 405 (schwach gehäuft)
  • 300 g Mehl, Typ 405
  • 2 EL Zucker
  • 1 Prise Salz
  • 30 g weiche Butter
  • 1 Ei

Das Aprikosenkompott

  • 500 g Aprikosen, frisch (alternativ Aprikosen aus der Dose)
  • 3 EL Zucker
  • 120 ml Aprikosensaft (bei Dosenfrüchten: Abtropfflüssigkeit)
  • 1 EL Zitronensaft
  • 2 EL Speisestärke
  • Vanilleextrakt oder Kardamom (optional, zum Aromatisieren)

Sonstiges

  • Butter und Weichweizengrieß zum Einfetten der Backform
  • Hagel- oder Puderzucker (zum Garnieren)
  • Mehl (zum Bestäuben der Teigdecke und der Arbeitsfläche)

Anleitungen

  • Die Hefe in der lauwarmen Milch auflösen, Zucker und 1 EL Mehl unterrühren. Hefemischung an einem warmen Ort ca. 15 Minuten gehen lassen.
  • Aprikosen waschen, halbieren, Kern entfernen. Aprikosenhälften in kleine Würfel schneiden.
    Alternativ: Dosenaprikosen in ein Sieb abgießen (wenn ihr die Abtropfflüssigkeit zum Einkochen nehmt, diese in einer Schüssel auffangen). Die gut abgetropften Aprikosen in kleine Würfel schneiden.
  • Vorteig und die restlichen Zutaten für den Hefeteig in eine Rührschüssel geben und mit dem Knethaken der Küchenmaschine zu einem glatten Teig verarbeiten.

    Schüssel abdecken und den Teig an einem warmen Ort 30 Minuten gehen lassen.
  • Während der Teig geht, die Aprikosenwürfel mit Zucker, Aprikosen- und Zitronensaft in einen Kochtopf geben und die Masse auf mittlerer Stufe zum Köcheln bringen.

    Etwas Flüssigkeit abnehmen, die Speisestärke damit anrühren und unter die Aprikosenmischung ziehen. Das Ganze 10 Minuten köcheln (nicht kochen!) lassen, bis die Aprikosen etwas weicher sind und die Masse eingedickt ist. Achtung: Dosenaprikosen benötigen nur 5 Minuten!

    Kompott abschmecken – wer mag, kann die Mischung jetzt mit etwas gemahlenem Kardamom oder Vanilleextrakt aromatisieren und ggf. noch etwas Zucker hinzu geben.
  • Topf vom Herd nehmen, die Aprikosenstückchen mit einem Kartoffelstampfer (oder Gabel) etwas zerkleinern – aber nicht zu klein, es soll kein Brei werden.

    Aprikosenkompott beiseite stellen und abkühlen lassen.
  • Den fertig gegangenen Hefeteig noch einmal kräftig auf einer bemehlten Arbeitsfläche durchkneten. Knapp ein Drittel des Teiges abnehmen, in Frischhaltefolie wickeln und in den Kühlschrank legen. Den restlichen Teig zu einem Kreis auswalzen, der ein gutes Stück größer ist als die Backform. Backform mit etwas Butter einfetten und mit ein Weichweizengrieß dünn bestäuben. Den ausgerollten Teig in die Form legen, Boden und Rand leicht andrücken. Der Teig kann ruhig über den Rand hinaus gehen – dann hält das Gitter später besser. Backform für eine halbe Stunde in die Tiefkühltruhe stellen (verhindert, dass der Teig beim Backen zu stark aufgeht).
  • In der Zwischenzeit den Backofen auf 200°C Ober-/Unterhitze vorheizen. Den restlichen Hefeteig zu einem Kreis ausrollen, dünn mit Mehl bestäuben und das Gitter mit einer Gitterstanze oder -rolle einstanzen.
  • Nach Ende der Tiefkühlzeit das Aprikosenkompott in die Backform gießen und das Gitter vorsichtig über den Kuchen ziehen.

    Die Teigoberfläche dünn mit Wasser bepinseln oder mit einer Blumenspritze befeuchten.
  • Backform in das untere Drittel des Backofens schieben und den Kuchen 30 Minuten backen.

    Sollte die Decke gegen Ende der Backzeit zu dunkel werden, mit Backpapier abdecken.
  • Den fertigen Kuchen in der Form 15 Minuten abkühlen lassen, dann aus der Form lösen und auf einem Kuchengitter ganz erkalten lassen. Den Kuchen vor dem Servieren mit Hagel- oder Puderzucker garnieren.
Gericht: Kuchen, Süßes Gebäck

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  1. Brigitta Coenen says:

    Liebe Petra,
    noch eine Exil Öcherin hat sich heute mit einem Mal an all die köstlichen Fladen aus der Kindheit erinnert und dein Rezept genommen. Bin gespannt! Komme aus der Aachener Gegend(Lindern) und lebe schon lange im Süden. Da gibt es andere Spezialitäten! An Fladen habe ich mich als Kind mehr als satt gegessen?Heute nehme ich selbstgemachtes Apfelmus, da ich es hier habe. Das nächste Mal versuche ich den Aprikosen Fladen!
    Lecker! ?Danke und alles Gute!
    Brigitta

    1. Hi Brigitta!

      Schön, dass du mein Rezept ausprobierst. Mit Apfelmus klingt auch ziemlich gut – ich glaube, das muss ich mal testen. Vor allem, weil’s jetzt so schöne Winteräpfel gibt.
      Bin gespannt, wie dir der Fladen geschmeckt hat!

      Weiterhin frohes Backen!
      Petra

  2. Kowalski Rudolf says:

    Guten Morgen, ich habe über einer Bäckerei in Aachen gewohnt und meine Kindheit verlebt. Ach Leute, was gibt es für tolle Bäcker in Aachen! Hier war es Kamenski / Erzbergerallee, falls jemand die Bäckerei noch kennt. Bei den ersten selbstgebacken Fladen hatte ich die Schwierigkeit, daß der Saft der Früchte zu sehr in den Unterteig zog und der Teig dann matschig wurde. Seitdem streiche ich den Unterteig mit fast geschmolzener Butter ein, bevor ich den Fruchtpratsch (wie oben beschrieben) einfülle. Meine Liebingsfladen sind außer Aprikose die mit Stachelbeere oder Sauerkirschen- zum reinlegen lecker! Hagelzucker muß bei mir immer oben drauf. Herzlichen Dank an Petra für das Rezept. Gruß Rudolf

    1. Hallo Rudolf!

      Vielen Dank für deinen lieben Kommentar. Ich hab‘ ja leider selbst nie in Aachen gewohnt; aber meine Mutter stammt von dort (Forst). Als Kind war ich oft dort und ich liebe diese Stadt und die Öcher von ganzem Herzen.
      Das mit Butter bestreichen habe ich kürzlich auch gelesen; der Teig wurde danach nochmal kurz in die Tiefkühltruhe gestellt und danach kamen die Früchte drauf. Hat wunderbar funktioniert – ich denke, ich werde das Rezept dahingehend aktualisieren.

      Ganz herd(s)liche Grüße
      Petra

    2. Ist ja witzig, ich habe mich auch vor allem an selbstgemachten Stachelbeerfladen erinnert. War bis in die 80-er normal, den oder Prummetard in der Saison auch selbst zu backen. Aber ich wusste nicht mehr, wie diese Tortengussartige Konsistenz zwischen den Früchten zustande kam. Nach dem Backen geht ja schlecht. :-)
      Bin vor 35Jahren weggezogen.
      Meine Mutter und meine Oma haben die Riemchen übrigens “einfach“ aus dünnen Teigstreifen geflochten. Das hat dann andere Schwierigkeiten, denn so lange Streifen gerade zu schneiden und es beim Flechten zu schaffen, dass sie nicht verziehen, braucht auch Übung.
      Lieben Gruß von einer Exil-Öcherin

      1. Hi!

        Oh ja, Stachelbeeren sind auch fein. Leider bekommt man die in den Märkten nur noch sehr selten – sind vielleicht ein wenig aus der Mode gekommen. Was ich persönlich sehr schade finde, denn ich hab‘ keinen Garten, in dem ich sie anpflanzen könnte.
        Die Streifen von Hand zu schneiden geht natürlich auch; mit ein bisschen Übung bekommt man das sicher ganz gut hin. Aber den Roller fand ich als „Ungeübte“ halt ziemlich praktisch. ;-)

        Herd(s)liche Grüße
        Petra

  3. 5 Sterne
    Top! Vielen Dank, Du hast mich gerettet.
    Wir sind vor zwei Jahren aus Aachen weg gezogen – 600 km weit in den Osten – und hier gibt es keinen Aprikosenfladen (oder sonst irgendeinen). Da bleibt einem bei Heimweh nur Selberbacken. Urteil meines Mannes: „wie vom Bäcker in Aachen!“.
    Ich freu mich, dass ich jetzt ganz leicht ein bisschen Heimat ins Haus bringen kann.

    1. Hallo Lahja!

      Hach – ich glaube, das ist das schönste Kompliment, das ich bisher bekommen habe! Ganz, ganz herd(s)lichen Dank!
      Es freut mich wirklich, dass ich euch „Exil-Öchern“ mit dem Rezept ein Stückchen Heimat auf den Tisch bringen kann und er euch so gut geschmeckt hat. Ist neben dem belgischen Reisfladen auch mein Lieblingskuchen. Ich weiß nicht, ob ihr den auch mögt – aber ein „Öcher“-geprüftes Rezept für den Reisfladen gibt’s ebenfalls auf dem Blog. Vielleicht probierst du das auch mal.

      Ganz herd(s)liche Grüße
      Petra

      1. Hast Du auch für das Birnenmus aus getrockneten Birnen mit dem winterliche “Birnentard“ gefüllt wird…

        1. Hi!

          Nein, leider kenne ich die Version mit getrockneten Birnen nicht. Mit frischen könnte ich mir vorstellen, dass es ähnlich wie mit Aprikosen funktioniert.
          Eventuell kann man zum Schluss noch getrocknete Birnenstückchen hinzu geben, die dann beim Abkühlen durchziehen? Ich würd’s mal testen.

          Herd(s)liche Grüße
          Petra

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