Einfach. Toastbrot. Punkt.

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Ich bin verliebt. In einen Teig. In einen ganz besonderen Teig. Es war Liebe auf den ersten Blick, oder eigentlich: auf den ersten Griff. Denn was ich da nach dem Kneten aus der Küchenmaschine holte, war der wundervollste Teig, den ich je in meinem Leben produziert habe. Er ist … locker, luftig, weich, seidig – einfach unglaublich. Am liebsten würde ich ihn als Kopfkissen verwenden – wenn er nicht so furchtbar an der Backe kleben würde. Und ich habe noch selten einen Hefeteig erlebt, der nach so kurzer Gehzeit – zwei Stunden insgesamt – so luftige Blasen wirft. Kurz: ein Traum von einem Teig. Schon erstaunlich, was man aus acht simplen Zutaten so zaubern kann …

Zu verdanken hab‘ ich das Schmuckstück dem Plötzblog von Lutz Geißler – meinem absoluten Lieblings-Blog, wenn es um das Thema Brot backen geht. Ich muss zwar gestehen, dass ich noch nicht allzu viele Rezepte aus dem Blog getestet habe; mein Bedarf ist doch relativ gering und der Aufwand ist teilweise recht groß. Aber der Blog ist eine echte Fundgrube, wenn es um Tipps, Tricks und natürlich Rezepte geht – wobei diese zum Großteil recht anspruchsvoll sind und einen Anfänger wie mich vor eine echte Herausforderung stellen. Weshalb ich klein angefangen habe und mich langsam herantaste. Zum Beispiel mit eben diesem Toastbrot; ein Rezept, das sehr anfängerfreundlich ist und relativ wenig Zeit in Anspruch nimmt.

Was mich nebenher beschäftigt hat: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Toastbrot und Weißbrot? Irritierend: bei uns wird Toastbrot gerne auch „Kastenweißbrot“ genannt, was für zusätzliche Verwirrung sorgt. Auch die Recherche im Internet hat mir keine eindeutige Antwort auf die Frage geliefert. Am einleuchtendsten war mir noch die Erklärung, dass Toastbrot im Gegensatz zu Weißbrot Fett – also zum Beispiel Butter, Margarine oder Öl – enthält. Andererseits habe ich auch Rezepte unter dem Titel „Weißbrot“ gefunden, welche diese Zutaten ebenfalls enthalten. An anderer Stelle heißt es, der Unterschied sei, dass Toastbrot im Kasten und Weißbrot ohne gebacken wird. Keine allzu befriedigende Erklärung, denn was ist dann das besagte „Kastenweißbrot“? Es bleibt also eine gewisse Verwirrung – vielleicht kann ja ein Backprofi ein wenig Licht ins Dunkel bringen … ich freue mich über Kommentare!

Und noch eins: mit dem gummiartigen, labberigen „Toastbrot“ in Tüten, das man aus dem Supermarktregal kennt, hat dieses Toastbrot so überhaupt gar nichts gemeinsam. Weder in Konsistenz noch im Geschmack. Es hat eine knackige Kruste, die Krume ist schön saftig, wodurch sie nach dem Toasten wunderbar rösch bleibt und nicht zu trocken wird. Natürlich schmeckt es auch ganz frisch, aber getoastet ist es einfach himmlisch. Ihr merkt schon, ich bin echt begeistert von diesem Brot – weshalb es heute ausnahmsweise auch ein paar Bilder mehr gibt. Ich konnte mich absolut nicht entscheiden, welche ich nehmen soll.

Das Originalrezept findet ihr wie gesagt auf dem Plötzblog; ich habe es umständehalber ein klein wenig modifiziert. Denn es erfordert flüssiges Gerstenmalz, das ich nicht zur Hand hatte. Statt dessen habe ich Weizenbackmalz verwendet und dafür die Wassermenge leicht erhöht. Und noch ein „Herd(s)Kasper-Rezept-Twist“: aus Jux und Dollerei verwende ich Kokosblütenzucker. Einfach, um raffinierten Zucker zu vermeiden und weil’s in diesem Rezept ganz wunderbar klappt. Geschmacklich konnte ich keinen Unterschied feststellen; dafür ist die Menge in beiden Fällen zu gering. Auch Biofrischhefe war nicht aufzutreiben – die muss ich demnächst wohl einmal im Internet bestellen. Aber normale frische Hefe funktioniert einwandfrei.

Der Zeitaufwand zur Herstellung des Toastbrot wie bereits erwähnt recht gering; in knapp dreieinhalb Stunden kommt es frisch aus dem Backofen. Trotz der geringen Hefemenge benötigt es nur eine Gehzeit von zwei Stunden – und der Teig geht wie gesagt ab wie Lutzi. Beim Backen musste ich ein wenig experimentieren: man startet mit 250°C und senkt die Temperatur im Laufe der Zeit auf 200°C. Anfangs hab‘ ich die Höchsttemperatur zu spät reduziert, wodurch das Brot natürlich sehr dunkel und innen auch etwas trockener wurde. Inzwischen hab‘ ich aber den richtigen Rhythmus gefunden und das Brot wird so, wie es (meiner Meinung nach) sein soll.

Das einzige, was ich noch optimieren muss, ist die Sache mit dem Dampf. Auf die unterste Stufe des Backofens gebe ich den Gitterrost und darauf eine flache Auflaufform mit heißem Wasser. Der beim Backen entstehende Wasserdampf sorgt dafür, dass das Brot schön aufgeht. Profis legen rostfreie Schrauben aus Edelstahl in die Form, was noch mehr Dampf erzeugt. Das hab‘ ich aktuell noch nicht, steht aber auf der Liste für den nächsten Baumarktbesuch. Einen Brotbackstein werde ich mir demnächst wohl auch noch zulegen und bin schon höchst gespannt, wie es sich damit backt.

Und wer ein wenig mehr Zeit hat, dem sei mein aktuelles Rezept für Toastbrot nach dem Salz-Hefe-Verfahren ans Herd(s) gelegt. Aktuell mein absoluter Toastbrot-Favorit!

3.50 von 2 Bewertungen

Toastbrot

Ihr benötigt einen backofenfesten Behälter, z.B. eine Auflaufform, sowie eine Kastenbackform (ca. 30 x 12 cm).
Portionen 1 Brot (ca. 700 g)
Vorbereitungszeit 15 Minuten
Zubereitungszeit 2 Minuten
Gesamtzeit 17 Minuten

Zutaten

  • 215 g Weizenmehl, Typ 1050
  • 220 g Weizenmehl, Typ 550
  • 4 g Zucker (alternativ Kokosblütenzucker)
  • 9 g Salz
  • 10 g Backmalz (Weizenbackmalz, hell, enzymaktiv)
  • 9 g Butter
  • 7 g Hefe, frisch
  • 290 g Wasser

Anleitungen

  • Alle Zutaten in eine Rührschüssel füllen und mit dem Knethaken der Küchenmaschine fünf Minuten lang auf der niedrigsten Stufe kneten. Geschwindigkeit um eine Stufe erhöhen und den Teig weitere 10 Minuten kneten.
  • Den Teig abdecken und eine Stunde lang an einem warmen Ort gehen lassen. Teig nach der ersten Gehzeit auf eine bemehlte Arbeitsfläche geben und vorsichtig ein paar Mal dehnen und falten – nicht kneten! Teig wieder in die Schüssel geben, abdecken und nochmals eineinhalb Stunde gehen lassen.
  • Vor Ende der zweiten Gehzeit den Backofen auf 250°C (Ober-/Unterhitze) vorheizen. Den Backofenrost auf die unterste Schiene geben und eine mit Wasser gefüllte backofenfeste Schale (z.B. Auflaufform) darauf stellen. Sie bleibt bis zum Ende der Backzeit dort stehen. Eine Kastenform mit Backpapier auslegen (Tipp: das Backpapier kräftig zusammenknüllen und wieder glatt streichen, dann lässt es sich besser einpassen).
  • Den Teig nach Ende der zweiten Gehzeit wieder auf die bemehlte Arbeitsfläche geben und vorsichtig zu einem länglichen Strang streichen und dehnen (nicht kneten!) und diesen in vier etwa gleich große Stücke teilen. Die Teigstücke etwas rund formen, Oberseite dünn bemehlen und die Stücke nebeneinander in die vorbereitete Kastenform setzen.
  • Die Form auf die mittlere Schiene des Backofens schieben, die Backofentemperatur direkt auf 230°C senken. Brot 15 Minuten lang backen, dann die Temperatur auf 210°C senken. Brot weitere 10 Minuten backen, dann die Temperatur auf 200°C senken und das Brot 15 Minuten lang fertig backen – also insgesamt 40 Minuten bei fallender Temperatur.
  • Das fertige Brot auf einen Kuchengitter ganz abkühlen lassen. In einem geeigneten Behälter kühl und trocken aufbewahren (hält ca. 3-4 Tage). Schmeckt natürlich getoastet am besten.

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  1. Lutz & Toast, eine tolle Kombi und ich gebe dir recht, alles von sein Blog ist großartig. Wir durften mal einen Kurs von ihm in Berlin besuchen, sehr empfehlenswert. Zum Schwaden nehmen wir keine Schrauben, sondern saunasteine… wenn du also eh im Baumarkt bist.
    Zurück zum Toast: da wir gerne morgens frisches brotbessen, setzte ich diesen Teig gerne abends an, reduziere nochmal die Hefe Menge und lasse ihn morgens anspringen, formen, backen. Sehr lecker auch, wenn man etwas Mehl durch semola ersetzt.

    1. Petra Author says:

      Hallo Maren!

      Ja, einen Kurs bei Lutz würde ich gerne auch mal machen – mal sehen, wann er mal in der Gegend ist. Das mit der Übernachtgare ist auch eine prima Idee, muss ich mal probieren! Mit Seminola hab‘ ich noch nie gearbeitet – ist das so etwas ähnliches wie Weichweizengrieß?

      Herd(s)liche Grüße,
      Petra

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