Kulinarische Urlaubserinnerung aus „Balkonien“:
Hessischer Handkäs‘ mit Musik

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Vor einigen Tagen landete eine nette Einladung zu einem Blog-Event in meinem Email-Postfach. Sie kam von Stefanie, deren Blog „Joyful Food“ seinen zweiten Geburtstag feierte, zu dem ich an dieser Stelle nochmal ganz herd(s)lich gratulieren möchte! „Kulinarische Urlaubserinnerungen“ sollen zum Zweijährigen gepostet werden und ob ich gerne mitmachen würde. Aber klar doch!! Ähm … Moment … ich war ja garnicht in Urlaub. Jedenfalls nicht irgendwo am Meer, am Strand, in den Bergen, auf Städtetour, wo auch immer. Mein Urlaubsort hieß in diesem Jahr „Balkonien“ – was ja auch nicht so übel ist.

Denn geographisch gesehen wohne ich sozusagen zwischen Bergstraße und Odenwald eingeklemmt und somit in einem herrlichen Fleckchen Deutschland. Und als echter (Halb-)Hesse bin ich den deftigen Leckereien dieses Landstrichs natürlich nicht abgeneigt. Also war nach relativ kurzer Überlegung eigentlich klar, dass meine kulinarische Urlaubserinnerung eine hessische Spezialität sein würde.

Von denen gibt’s viele, aber eine ist – zumindest für mich – die urtypisch-hessische Mahlzeit überhaupt: Handkäs‘ mit Musik. Dabei mochte ich den früher überhaupt nicht. Der Geschmack ist schon etwas speziell und nicht jedermanns Sache. Mittlerweile liebe ich ihn. Vor allem im Sommer, an langen, heißen Tagen gibt es abends nichts Schöneres als ein Glas Äbbelwoi und „en scheene dorschene Handkäs'“ – also einen gut durchgezogenen Handkäse.

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Nun stellt sich auch hier, wie bei vielen Nationalgerichten, immer die Frage nach „dem einen“ Originalrezept. Ich lehn‘ mich jetzt mal aus dem Fenster und behaupte: Das gibt’s nicht. Je nach Landstrich variieren die Zutaten für die Marinade (die „Musigg“). Es gibt sie mit und ohne Öl, mit Apfel- und Weißweinessig, mit Apfelwein und sogar mit Wasser (warum auch immer). Als Vergewaltigung werte ich jedoch, wenn er mit Buttermilch mariniert wird. Mal kommen Salz und Pfeffer dazu, mal nicht; ein anderes Mal werden Schnittlauch, Kümmel oder Apfelstückchen zu den Zwiebeln dazu gegeben – letztere sind allerdings essenzieller Bestandteil der Marinade.

Und dann gibt es noch Leute, die schwören darauf, den Handkäse drei Tage einzulegen, anderen genügen ein paar Stunden. Dazu sei noch gesagt: Je länger der Käse in der Marinade zieht, desto mürber wird er. Nimmt man dann noch Apfelwein als „Beschleuniger“, kann es – je nach Reifegrad des Käses – passieren, das man nach drei Tagen nur noch Bröckchen hat. Insofern habe ich mich für die „Übernachtgare“ entschieden; d.h. ich lege den Käse einen Abend vor dem Verzehr ein – dann ist er für mich genau richtig.

Die Variationen sind also zahlreich, weshalb ich jetzt auch nicht behaupten möchte, das mein Rezept ein Original ist. Es ist einfach so, wie ich den Handkäs‘ am liebsten mag. Wer ihn mal versuchen will und keinen echten Handkäse bekommt: als Alternativen könnt ihr auch Mainzer oder Harzer Käse nehmen. Auf jeden Fall gehört dazu eine Scheibe deftiges Brot (ich mag’s mit Butter drauf). Stilecht wird der Handkäs‘ mit Musik übrigens ohne Gabel gegessen: Man schneidet mit dem Messer ein Stückchen Käse ab, schiebt es mit etwas Marinade auf das Brot und beißt es ab.

In diesem Sinne: Mahlzeit, oder wie der Hesse sagen würde: „En Guuden“!

4 von 1 Bewertung

Hessischer Handkäs‘ mit Musik

Ihr benötigt einen möglichst flachen, verschließbaren Behälter zum Marinieren. Stilecht wäre ein Steingut-Töpfchen, eine normale Frischhaltedose geht aber auch.
Portionen 4 Stück
Vorbereitungszeit 10 Minuten
Gesamtzeit 34 Minuten

Zutaten

  • 4 Stück Hessischer Handkäse (alternativ Mainzer Handkäse oder Harzer Käse)
  • 150 ml Apfelwein
  • 50 ml Apfelessig
  • 2 EL neutrales Öl (z.B. Rapsöl)
  • 1 große Küchenzwiebel
  • Salz
  • Pfeffer

Anleitungen

  • Die Zwiebel schälen und in sehr feine Würfel schneiden. Käse in einen flachen Behälter legen, die Zwiebelwürfel darüber verteilen. Eine Prise Salz und etwas Pfeffer darüber streuen.
  • Apfelwein, Apfelessig und Öl in einem kleinen Schälchen vermischen und über den Käse gießen. Dieser sollte knapp mit Marinade bedeckt sein.
  • Den Behälter verschließen und über Nacht in den Kühlschrank stellen. Den Käse ggf. zwischendurch einmal wenden, damit er von allen Seiten gut mariniert ist.
  • Mit einem deftigen Brot und Butter servieren, je nach Geschmack mit etwas Salz und Pfeffer nachwürzen.

Notizen

Einmal Handkäs‘ mit Musik zum Herunterladen: Hessischer Handkäs‘ mit Musik

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  1. Hallo liebe Petra,

    so ein tolles Rezept. Auch auf „Balkonien“ kann man sehr gut die Seele Baumeln lassen und dem Alltag mit einem köstlichen Gericht entkommen.
    Ich bin ja auch von Deinen Bildern immer total begeistert. Schön dass du dabei bist!

    LG Steffi von Joyful Food

    1. Petra Author says:

      Hallo Steffi!

      Danke für das große Lob, da werd‘ ich ja ganz rot. Als blutiger Food-Blog-Anfänger freue mich natürlich, wenn erfahrenere Blogger meine Sachen gut finden. Und natürlich, wenn sie mich, wie du, zu Ihren Blog-Events einladen.

      Danke nochmal!
      Petra

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